Wie sage ich meine Wahrheit, ohne zu verletzen?

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Warum wir mit Worten oft verletzen …

Menschen sind oft nicht ganz ehrlich, mit dem was sie sagen. Wir sprechen von Maske zu Maske über oberflächliche Gefühlsregungen. Wir sind wie ängstliche Igel: Wir kugeln uns ein und zeigen dem anderen lieber unsere Stacheln, als unsere verletzliche weiche Bauchseite. Das zeigt sich auch in unserer Art, miteinander zu reden. Wenn wir mit jemandem streiten, machen wir meist den anderen für unsere unangenehme Situation verantwortlich.

Wir steigen nicht selten in ein Vorwurfskarussell ein. Werfen uns immer mehr Sachen an den Kopf, bis alle Beteiligten nicht mehr wissen worum es eigentlich ging.

Oder wir trauen uns kaum noch was zu sagen, wenn uns doch mal ein Stachel des anderen in unser Bauchfell gepikt hat. Wir haben Angst vor weiterem Piksen und kugeln uns lieber wieder so ein, dass bloß kein Stück Fell mehr frei ist. Denn wir könnten ja verletzt werden….

Zudem haben wir auch Angst, andere zu verletzten. So sehr, dass wir lieber die ganze Zeit still sind, bis ein kleiner Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt. Die einen fallen in völlige Resignation. Andere brechen dann aus und schleudern dem anderen all das an den Kopf, was sie sich vorher verkniffen haben.

Kommunikation ist alles

Dabei ist Kommunikation so ein wichtiger Schlüssel zu einem glücklichen und friedvollen Miteinander. Damit meine ich kein „alle haben sich lieb und Friede, Freude, Eierkuchen“. Sondern ein ehrliches, herzliches Miteinander. Wo jeder, auch in einer Welt voller Igel, seine weiche Seite zeigt.

Aber wie bewahre ich mich vor Stacheln?

Eigentlich ist es sehr einfach. Quasi alle Konflikte basieren auf einem unerfüllten Bedürfnis. Daher ist es sinnvoll, stets zu wissen, was man eigentlich grade will.

4 Schritte zu einer ehrlichen und herzlichen Kommunikation

1.) Da ist der erste Schritt die Beobachtung. Was passiert grade? – Es ist sinnvoll, Dir das aus der Vogelperspektive anzuschauen, um etwas Abstand von Deiner Gefühlsreaktion zu bekommen. Das hilft, um wirklich wertfrei wahrzunehmen, in was für einer Situation Du Dich gerade befindest.

– Was ist passiert, was mich gestört hat?

– Übersehe ich etwas? 

2.) Anschließend schaue Dir Deine Befindlichkeit dazu an:

– Wie geht es mir damit?

– Vor allem: was macht das mit mir?

– Was hat das für ein Gefühl ausgelöst? 

 Finde Worte dafür.

– Was für eine Gefühlslage herrscht in Dir vor?

– Was für ein Bedürfnis wurde nicht erfüllt? 

Formuliere es.

3.) Dann kommt der herausfordernde Part: Finde Dein Bedürfnis hinter dem Gefühl.

– Was brauchst Du wirklich?

Brauchst Du Sicherheit, Anerkennung, Anteilnahme? Prüfe, was Du ganz konkret vom Anderen brauchst. Du darfst Dein Bedürfnis haben.

4.) Formuliere dann eine anschließende Bitte an Dein Gegenüber, Dir bei der Erfüllung Deines Bedürfnisses zu helfen.
Dabei spreche nur von Deiner Beobachtung, ohne zu werten:

  • Von Deinen Gefühlen, wie es Dir damit geht und was das bei Dir auslöst.
  • Von Deinem Bedürfnis, was Du Dir gewünscht hättest, was Du grade brauchst.

Und bitte Dein Gegenüber, Dich bei der Erfüllung dessen zu unterstützen.
Dabei ist es wichtig, ihm oder ihr die Wahl zu lassen. Daran kannst Du den Unterschied zwischen einer Bitte und einer Erwartung erkennen.
Bei einer Erwartung ist man sauer oder enttäuscht, wenn der andere ihr nicht nachkommt.

Mit einer Bitte lässt man die freie Wahl und ist auch mit einer Ablehnung zufrieden. Soweit das Ideal. Der Weg dahin braucht Übung und Ausdauer.

Menschen gehen viel lieber einer Bitte nach, wenn sie die Bedürfnisse des anderen verstehen und nachvollziehen können. Zudem kann man so lernen für sich selbst einzustehen, seine Meinung zu äußern und zu seinen Bedürfnissen zu stehen. Ohne dabei den anderen zu verletzen.

Ein Schlüssel ist dabei auch, bei sich zu bleiben. Keine Anschuldigungen oder Vorwürfe zu äußern. Sondern lediglich auszudrücken, was es mit einem gemacht hat, wie man sich dabei fühlt und was man sich wünscht. Oft eine große Herausforderung.

Für mehr Igelbäuche!

Igelbauch

So zeigen wir dem Anderen unser weiches Bauchfell und geben auch ihm damit die Chance, seine Stacheln zurück zu nehmen. Es gibt kaum jemanden, der dann noch bewusst zu sticht. Wenn doch, dann sollte man sich gut überlegen, wie viel und persönlich man mit der Person weiterhin zu tun haben will.

Ein anderes weit verbreitetes Phänomen ist, dass viele Menschen ihre Bedürfnisse nur subtil mitteilen. Sie verstecken ihren eigentlichen Wunsch in einem indirekten Kommentar, „dummen“ Spruch oder einem sarkastischen Vorwurf. Anstatt klar zu sagen, was einem an dem Verhalten des anderen stört oder was man sich von ihm wünscht, redet man um den heißen Brei herum. Dennoch wird dann erwartet, dass es verstanden und am besten auch noch darauf eingegangen wird.

Aber im Endeffekt kann einem nur dann gegeben werden, wenn man fragt.

Klare Bitte – klare Antwort.

Eine versteckte Bitte lässt dem Gegenüber viel zu viel Interpretationsspielraum. Um diese Bitte sinnvoll und ehrlich zu formulieren, dabei helfen Dir die oben beschriebenen 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation!

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