Ungesunde Beziehungen lösen – dein Weg zur Freiheit

In fast jeder Beziehung haben wir gelernt freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit zu sein

Doch manche Menschen übertreiben es damit. Andere nehmen es als Anlass, selbst nicht die Verantwortung für ihr Leben & ihr Glück übernehmen zu müssen. So bilden sich oft Partner- oder Freundschaften, welche keine wirklich gesunde Basis im Geben und Nehmen miteinander haben.

Wieso sollte ich denn daran etwas ändern?

Es gibt Familiensysteme & Partnerschaften, bei denen es ein Gefälle im Geben und Nehmen von Anfang an zu geben scheint. Es wirkt von Außen so, als ob einer ständig gibt und andere ständig nimmt. Oft höre ich es von Klienten, dass dieses Gleichgewicht, arg zu wünschen übrig ließe, meistens von den Gebenden 😉

Ich antworte dann oft mit dem Hineinversetzen in eine Person, welche ständig etwas bekommt, ohne wirklich aufgefordert zu werden, auch einen Ausgleich zu erschaffen: „Wieso sollte ich denn daran etwas ändern?“

Mit der eigenen Leistung Liebe erhoffen

Viele von den „Guten“, welche immer nur geben und nichts bekommen, haben einen meist nicht bewussten Schatten an Bord. Denn wenn ich derjenige bin, der ständig gibt, kann ich sagen, dass ich alles getan habe, um geliebt zu werden.

Ich habe also an sich etwas geleistet, wofür ich geliebt werden MUSS. Also brauch ich mich nicht weiter mit unguten Gefühlen in mir auseinandersetzen, denn ich habe sie „übergearbeitet“. Und nun habe ich ein Anrecht auf Liebe. Und zwar vom Anderen.

Der Schatten der unerfüllten Selbstliebe. Daraus entsteht oft eine Erwartungshaltung und innere Ladung. Vielen ist es nicht bewusst. Sie geben dadurch die Verantwortung für ihr „geliebt & anerkannt werden“ in die Hände des Gegenübers. Oft fordern sie es dann auch subtil ein.

Nicht erfüllte Bedürfnisse hinter subtilen Erwartungen

Wenn es dann an einen Punkt der enttäuschten Erwartungen und aufgestauten Ladung kommt, läuft das Fass über und es kommen Vorwürfe wie: „Ich tue doch ALLES für unsere Beziehung und du rührst dich ÜBERHAUPT NICHT. Oder bei einer Mutter, welche keine Selbstverantwortung mit ihren Kindern übt: „Wenn ihr doch WENIGSTENS euer Zimmer aufräumen könntet, ich tue doch sonst ALLES für euch.“

Überprüfe mal, ob du auch solch universelle Formulierungen aussprichst? Wenn ja, könnte es gut sein, dass sich hinter deinem Einsatz auch subtile Erwartungen verbergen. Es könnte gut sein, dass du zurücksteckst & über deine eigenen Grenzen des Wohlfühlens gehst, um dich für die Erfüllung der Bedürfnisse des Anderen „aufzuopfern“. Auch um eine Anerkennung dafür zu bekommen.

Der Preis der Selbst-Aufgabe

Meistens habe ich also als „guter“ Mensch erhofft, dass ich irgendwann auch etwas zurückbekomme für meinen Einsatz und Opfer. Oder ich schöpfe Selbstwert direkt dadurch, dass ich mich „gut“ fühlen kann, weil ich doch soviel für die Anderen mache.

Den Preis, den wir in solch einer Rolle zahlen, ist ein dauerhaftes Leid & eine Unzufriedenheit mit uns selbst, wenn die Rechnung nicht aufgeht.

Wenn das Leiden grösser ist, als der Nutzen

So kann man sagen, dass „böse“ Menschen – also die, welche einen „guten“ Menschen „ausnutzen“, diesem sogar einen Dienst erweisen. Sie spiegeln auf eine verzerrte Art die Vergeblichkeit dieses Gutsein-Wollens wider. So kann der hilfsbereite Mensch schneller ins Leiden über die Situation kommen und einen Strich unter die Rechnung machen.

Diese Fragen solltest du dir – beim Leiden in solch einer Situation – ganz ehrlich stellen und beantworten.

Bin ich wirklich glücklich, mit allem, was ich gebe und dafür bekomme, oder herrscht eigentlich ein dauerhaftes Gefälle in der Beziehung zu …….?

Gibt es irgendeinen versteckten Nutzen, aus der Beziehung zu ….., sodass ich mich besser fühlen kann, oder in einer Gewohnheit Sicherheit finde?

Wieviel Angst habe ich, allein und einsam zu sein und gehe deshalb lieber solche Beziehungen wie mit …… ein?

Kann ich mich wirklich selbst genug lieben, um von solch eine Beziehung zu. ….. nicht abhängig zu sein?

Sei ehrlich zu dir. Das ist am Anfang das Wichtigste. Wenn du weißt, dass du eine große Verlustangst hast……Bingo…..daran kann man arbeiten.

Wenn du Kinder hast, welchen du deine Liebe damit beweist, sie zu bemuttern….Bingo…..dann darf sich das ändern.

Diese Art von Erwartungliebe wird oft mit der Liebe von Herzen verwechselt.

Es ist wichtig, sich immer wieder zu hinterfragen

Denn diese „Spielchen“ werden öfter gespielt, als wir es bewusst wahrnehmen. Und das Unterbewusstsein reagiert darauf meistens mit einem Gegenspiel oder einer Geringschätzung. Aus solch einer Verbindung auf diese Weise keine erwachsende Liebe entstehen.

Also ist es dann auch wichtig, darüber miteinander ehrlich zu sprechen. Bleib bei dir und deinen Bedürfnissen dabei und lasse möglichst die universellen Formulierungen weg:

„Ich habe den Eindruck, dass ich viel für die Beziehung tue und erlebe bei dir wenig Einsatz. Ist das so?“

Lasse deinem Partner / Freund etc. die Möglichkeit eine andere Wahrnehmung zu haben. Natürlich braucht Wahrnehmung eine gemeinsame Basis. Die erschafft ihr euch durch Kommunikation miteinander.

In dem Moment, wo du ehrlich bist mit dir, änderst du diese Muster für die Ewigkeit. Aber auch nur, wenn du wirklich bereit bist, in dich zu schauen und diese unguten Gefühle des Nicht-Geliebt-Werden wenn…… anschaust. Denn die hast du ja mit deiner Strategie versucht zu vermeiden.

Damals war das okay. Als Kind hattest du kaum eine andere Wahl. Aber nun als erwachsender Mensch, passen diese Muster nicht mehr. Wie zu klein gewordene Schuhe. Doch dieses Paar Schuhe will bewusst neu gewählt werden. Sonst nimmt man oft aus Gewohnheit die alten wieder hervor.

Gehe also davon aus, dass dein Partner eben solche Muster – nur in der polaren Rolle – kennengelernt hat. Wenn du also die aufopfernde, stetig bemühte Rolle in der Beziehung hast, könnte die andere Rolle der/die ständig umgarnte Prinz/essin sein.

Beziehungen als Wachstums-Chance

Wenn beide bereit sind, diese Rollen und Spielchen aufzudecken, dann kann daraus etwas Neues entstehen. Wenn nicht, dann wird es nach einigen Versuchen Zeit, sich über die Basis der Beziehung zu unterhalten und dem Verlassen bzw. Verlassen werden ins Auge zu schauen.

Dann steht die Entscheidung an, entweder ein Ende mit Schrecken, oder ein Schrecken ohne Ende zu erfahren. Auch hier geht es viel um alte Muster und Gefühle. Denn wenn du Trennung & das Verlassen in der Vergangenheit immer nur schrecklich erlebt hast, wirst du dich davor fürchten.

Dafür sei dir kurz das Nachnähren> empfohlen, wo du mit jedem unguten Gefühl lernen kannst in Kontakt zu kommen, aber auch die Lebenskraft dahinter wieder befreien kannst.

Ansonsten braucht es auch einen neuen Umgang mit Abschied

Den gemeinsamen Weg wertzuschätzen und sich in Frieden zu trennen, das ist auch eine neue Form des bewussten Auseinandergehens. In dieser Version ist es sogar möglich, die alten Muster bewusst zu sehen und endgültig zu verabschieden, welche zu dieser ungesunden Bindung geführt haben. Dann ist auch die Resonanz endlich geklärt und du frei, um einen gesund bindungsfähigen Partner in deinem Leben anzuziehen.

Bei weiterlaufenden Beziehungen, ist es sinnvoll, sich dann von ungesunden Anteilen zu trennen (z.b. Drogen, Affäre oder ungesunde Verhaltensweisen) und diese nicht mehr in der Beziehung weiter zu dulden. So kann auch eine Trennung in der Beziehung passieren und damit die Partnerschaft neu beleben.

Manchmal ist die Situation jedoch so verstrickt, dass es sinnvoll ist, jemand von Außen dabei zu haben, um das verworrene Gebilde aus wirklicher Liebe und alten Mustern bei beiden zu spiegeln. Da es immer noch einen Leistungsdruck vor allem bei Männern gibt, das alleine schaffen zu müssen, kann ich nur aus eigener Erfahrung dazu sagen:

Wer sich tief liebt, ist auch tief verstrickt.

Denn nur in der tiefen Liebe können sich diese tiefen Verstrickungen zeigen. Man ist man auf einem Auge blind und es hilft immens, jemand (ab und an) von Außen darauf schauen zu lassen.

Nur in dieser Nähe und dieser Tiefe haben diese Wunden auch nur die Chance, zu heilen.

Vielleicht kannst du nun genauer spüren, in welcher Phase oder Rolle du dich siehst in deinen Beziehungen. Du tust dir selbst etwas Gutes, wenn du dich damit mehr und mehr bewusst zeigst.

Dann kannst du auch darüber hinauswachsen.

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