Von Menschen, Männern und Hochsensibilität

Hochsensibilität

Hochsensibilität ist ein sehr modernes Phänomen. Visuelle, auditive, emotionale und digitale Reize überfluten das sensitive menschliche System von allen Seiten. Immer mehr Menschen kommen damit nicht mehr entspannt klar…. auch Männer nicht. Oder ist das ein Tabu? Hochsensible Männer – früher undenkbar!

Hochsensibel zu sein, wird zum Glück mittlerweile nicht mehr einfach mit mimosenhaft oder schwächelnd abgestempelt.
Seitdem namhafte Doktoren dem Phänomen einen Namen gegeben haben, wächst die allgemein-gesellschaftliche Akzeptanz.

Leider gibt es auch Menschen, welche ihren inneren Stillstand nun endlich in einem Wort rechtfertigen können. Oder bestimmten Konflikten ausweichen können, mit der Begründung, dass es ja zuviel für sie sei.

Diese Menschen wird es immer geben und sie werden sich überall vor ihrer Selbstverantwortung verstecken wollen.

Hochsensibilität ist mehr als nur eine neue „Erscheinung“

An sich kann man die Hochsensibilität auch als ein Urbedürfnis bezeichnen. Menschen wollen leben und ihr Leben genießen. Dafür braucht es einen Einklang mit der Natur und einen Zugang zur menschlichen Natürlichkeit. Diesen Einklang kann man erreichen, wenn man sensibel in sich hinein hört und auch auf die Zeichen der Natur im Außen achtet.

Der heutzutage stark verpanzerte und abgestumpfte Mensch, kann die sensiblen Regungen in sich generell kaum noch wahrnehmen.

Zu hochsensiblen Menschen, gehören z.B. die,

  • welche sich nicht genährt fühlen, durch das Kaufen von mehr Konsumartikeln & wissen, dass dieser innere Hunger anders zu stillen ist
  • welche viel berührbarer sind, als der tägliche Umgang es momentan zulässt und darunter leiden
  • die eine Sehnsucht nach einem neuen Umgang miteinander haben
  • welche bislang ihre Talente verborgen gehalten haben, weil sie sich damit falsch fühlten und nun ahnen, dass sie mehr sind, als ihr tägliches Leben ihnen widerspiegelt
  • welche diesen globalen Wahnsinn wirklich beenden wollen und wissen, dass der Schlüssel für ihren Anteil in ihnen liegt

Wir haben Lebenskraft verdrängt, um dazu zu gehören

Ich kenne keinen Menschen, der nicht auf irgendeine Weise seine Kraft und seine Menschlichkeit – beim Aufwachsen in der westlichen Zivilisation – verdrängt oder verneint hat. Wir konnten nicht voll zu uns selbst stehen, weil instinktiv das Überleben auf dem Spiel stand. Und so können die unangenehmen Gefühle, welche damit verbunden waren – sich von der eigenen Kraft abgeschnitten zu haben – zu einer weiteren Bedrohung werden.

Denn die Gefühle können meist nicht mehr in den direkten Zusammenhang mit der Rückbesinnung zur eigenen Größe gebracht werden.
Das heißt viele sensible Menschen schaffen es alleine nicht, diese Wand der unangenehmen Gefühle für sich durch zu fühlen, um danach wieder in ihrer Größe zu erstrahlen. Unsere Prägungen und Abwehrprogramme sitzen so genial davor, dass wir diese Art von Unwohlsein auf keinen Fall wieder erleben wollen.

Das ist die Falle des eigenen goldenen Käfigs

Ja, es bedeutet auch als Mann, sich zu fragen:

  • ist das wirklich mein tiefes Glück, was ich da (er-)lebe?
  • bin ich wirklich an meine volle Kraft angeschlossen?
  • fühle ich mich aus meinem Sein heraus genährt und stehe ich zu mir?

Ich habe seit meiner Jugend gemerkt, dass ich oft irgendwie nur mitspielte. Dass ich Sachen zum Großteil machte und Situationen kreierte, die mich nicht im Innern nährten. Die mich nicht erfüllten…

Das war sehr irritierend, weil ich mich darüber definierte

Ich habe mich mit einem äußeren Männerbild identifiziert, welches nicht mit meinem inneren Sein übereinstimmte. Als ich das merkte, fühlte ich mich erstmal sehr verloren und schaffte mir letztendlich Abstand um mich herum, um mich erst einmal zu „finden“.

Kennst du das? Wenn es sich um dich herum schal anfühlt?

Es waren nette Menschen, mit herzlichen Ambitionen. Es waren echte Freunde um mich. Aber tief in meinem Inneren ahnte ich, dass es mehr geben musste. Es fühlte sich schal an. Wie ein Bier ohne Kohlensäure. Es war jedoch auch keine wirkliche Bereitschaft da, miteinander tiefer zu gehen. Ich suchte lange und wanderte auch zwischen einigen „Welten“ hin und her. Im Bezug auf meine männliche Energie besuchte ich Workshops und erhoffte, meine Manneskraft zu befreien, um mich dann zugehörig fühlen zu können. Aber auch das funktionierte nur zu einem oberflächlichen Teil.

Ich „bestand“ auf ein neues Männerbild

Mir wurde immer klarer, dass es gerade keine Männerbewegung gab, welches dieses doch neue Bild von Männlichkeit mir zufriedenstellend widerspiegelte. Ich hatte keine Chance, dieses Bild im Außen zu finden. Ich musste mich auf den Weg machen und mich mit meiner eigenen Wahrheit zeigen.

Das erforderte Mut und Einsatz

Ich konnte mich also teils mit Männerenergien verbinden und gleichzeitig spüren, dass es wirklich neue Begriffe brauchte. Ich dachte anders über Zusammenhänge von Beziehung, Berufung und Manneskraft.
Diese Phase schuf mir im Außen viele Fragezeichen. Einige Menschen konnten mich nicht mehr einordnen und verloren die gemeinsame Definition mit mir.

Das Loslassen führte mich zu meiner tieferen Wahrheit

Als ich das akzeptierte, das ich auf einer „Mission“ war, den NEUEN Mann in mir zu finden und ihn nach Außen zu zeigen, begegneten mir viele Männer, welche sich zum ersten Mal im Innern die gleiche tiefe Verunsicherung zugestanden, durch die ich gegangen war. Ich spürte auf einmal, dass ich gar nicht allein war, sondern viele Männer ähnliche Gedankengänge hatten, sich nur nicht trauten, dazu zu stehen. Nun merkte ich, wie wichtig es war, durch diese unguten Gefühle alleine gegangen zu sein, da es mir nun half, andere Männer auf ihrem Weg dort hindurch zu unterstützen.

Heute weiß ich, dass ich ein hochsensibler „Macho“ bin 😉

Als ich meine Wut befreite, die ich so lange als falsch angesehen hatte, sah ich, was die meisten sensiblen Menschen an Kraft unterdrücken:

Die Kraft hinter der Wut

Wir haben so selbstverständlich z.B. Wut als negativ kennen gelernt, so dass wir dieses Kraftpotenzial nie anrühren. Und wenn wir es tun – meistens nur in engen, lieben vertrauten Beziehungen. Dann fliegt auch erstmal das Blech weg, weil sich schon so viel angestaut hat.
Wenn wir jedoch einen vertrauten Kontakt haben, bei welchem wir den Ausdruck unserer Kraft üben können, dann geht mehr die Sonne in uns auf. Wenn wir diese negativen Prägungen wirklich energetisch durchfühlen und die Wahrheit dahinter befreien, ist es, als ob wir spürbare, neue Räume in uns freischalten…. wir haben „auf einmal“ wieder mehr Innenraum zur Verfügung und können uns in diesem auch immer grösser und ungezwungener aufhalten, während des gesamten Tages.

Das verunsichert u.a. einige Mitmenschen, jedoch nur, weil sie diese Fülle im Innern nicht erleben können. Das führt zu ganz anderen Gesprächen und Verhaltensweisen, welche eine neue Lebendigkeit in den Alltag bringen.

Neues Männerbild

 

Deshalb kann ich nur alle hochsensiblen Menschen – vor allem die Männer – dazu auffordern, sich der Wahrheit hinter den zurückgehaltenen Gefühlen klar zu werden. Diese Kraft wird sehnsüchtig erwartet von Deiner Außenwelt. Deine Außenwelt ist genauso befangen wie Du und irgendjemand muss ja mal den Anfang machen:-)

Nimm Dir Zeit, spüre in Dich hinein und akzeptiere, dass es wie eine Neugeburt ist, Deine tiefere Wahrheit auszusprechen, Dich damit zu zeigen und auch Fehler zu machen…. Nur dann kannst Du immer mehr Deine eigenen destruktiven Anteile verwandeln und Deine Kraft vollständig leben.

Es braucht jetzt diejenigen, welche bereit sind, berührbar UND kraftvoll neue Wege aufzuzeigen. Das ist wie neu laufen lernen. Es gibt viele dieser Wege noch nicht. Wir müssen sie erschaffen! Wenn ich jetzt zurückdenke, bin ich heilfroh, dass ich mich nicht mit weniger zufrieden gegeben habe. Es war ein intensiver Weg, der auch noch lange nicht zu Ende ist. Doch seitdem ich mich mit meiner tiefen inneren Wahrheit immer mehr zeige und ausdrücke, kann ich diesen Weg viiieeel mehr genießen als je zuvor.

Dieses Geschenk wartet auch auf Dich!

Und ich freu mich jetzt schon auf den Moment, wo Du es auspackst!

Die Hochsensiblen sind jetzt sogar aufgerufen, sich mit ihrer Wahrnehmung zu zeigen. Denn wie sollen die weniger Fühlenden sonst jemals begreifen, dass sie abgestumpft sind? Dafür kannst Du als Hochsensibler diese Wahrheiten für Dich überprüfen:

  • Fühle ich mich voll geerdet und präsent ohne mich über oder unter Andere zu stellen?
  • Stehe ich zu mir, meiner Kraft und meiner Wahrnehmung und mute ich mich damit anderen zu?
  • Kann ich konstruktiv bleiben, wenn mir „Gegenwind“ entgegenkommt?
  • Bin ich mir im Klaren, dass alle unangenehmen Emotionen, nicht nutzbarer Treibstoff für mich und meine Wahrheit darstellen?

Wenn Du die eine oder andere Frage mit Nein beantwortest, kann es hilfreich sein, Dich in einem geschützten Raum zu klären, um Dich tiefer mit Deiner Kraft zu verbinden.

Ich weiß, Deine Kraft wird gebraucht! Ich freue ich, wenn Du Deinen Teil der Verantwortung jetzt übernimmst und Deine tiefe Wahrheit – als Geschenk zu mehr Menschlichkeit – mit anderen teilst!

2 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Stefan, wie einmal ein wirkliche Inspiration, dieser Text (im letzten Absatz soll das „ich“ bestimmt ein „mir“ sein… das nur mal am Rande).

    Danke für die Worte. Mir fällt es immer schwer, zu meinen Emotionen zu stehen – aber ich bleib dran und nehme an was ist.

    Liebe Grüße
    Marcus

    1. Hallo Marcus,

      danke für Deine Rückmeldung… das „ich“ habe ich noch nicht gefunden:-) 80% Perfektion reicht, siehe hier die Perfektionsfalle: https://www.youtube.com/edit?o=U&video_id=PMIKQlGr2Xk
      Ich darf Dir Hoffnung machen, dass es leichter sein darf, zu seinen Emotionen zu stehen. Es ist wie ein Schlüssel: Wenn Du Deine gefühlte Wahrheit dahinter gefunden hast, darf sich eine Emotion in Dir „freischalten“. Dann kannst Du sie für Deinen konstruktiven Ausdruck nutzen. Es braucht jedoch die Nachnährung dieser Wahrheit bzw. der Bedürfnisse dahinter… mehr dazu im nächsten Blockbeitrag..Ich freue mich, wenn Du auch einmal Lust hast, als Kollege Kontakt aufzunehmen. Dafür bitte an info(at)freileben.org schreiben. Herzlichst Stefan

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