Die 5 Kostbarkeiten der Entschleunigung

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Entschleunigung bekommt in einer Zeit, wo sich die Uhren immer schneller zu drehen scheinen, eine neue Wichtigkeit. Immer mehr Menschen beschweren sich über immer weniger Zeit. Doch liegt es wirklich an der Uhr? Ist es nicht vielmehr, dass wir mit der Aufmerksamkeit immer schneller von einer Sache zur nächsten wechseln? Und dabei sehr oberflächlich in der Wahrnehmung bleiben?

Die alte Fabel vom Wettlauf zwischen Hase und Igel erinnert uns:

Langsam kommt man schneller ans Ziel.

Warum?

Wer schnell ist, macht viele unnötige Fehler, übersieht offene Türen und ihm fehlt der Kontakt zur inneren Weisheit.

Ich weiß wovon ich spreche, denn ich war eine von den ganz Schnellen. Immer als erste mit den Aufgaben fertig und nebenbei noch zwei, drei andere Sachen erledigt. Konnte mich kaum mal ruhig hinsetzen, ohne nicht schon an den nächsten Termin zu denken und was ich wohl den Kindern heute Abend noch kochen sollte.

Ich befand mich stets auf dem Weg zum Erreichen des nächsten Ziels. Kaum war ich dort, hatte ich schon das nächste im Blick und hetzte weiter. Was ich dabei vollkommen vergaß, war zu genießen und WIRKLICH zu leben.

Zum Glück realisierte ich dies schon früh. Doch wie ein ehemals Süchtiger bin ich noch immer gefährdet. Ich neige dazu wieder schneller zu werden, daher nehme ich mir bewusst Zeit zum Entschleunigen.

Wie ist es bei Dir?

  • Bleibst Du im Kino sitzen und lässt den Film während des Abspanns noch auf Dich wirken?
  • Stürzt Du Dich oft von einem Projekt in das nächste, ohne dazwischen inne zuhalten?
  • Gönnst Du Deinem Körper nach dem Essen eine Ruhepause oder arbeitest Du sofort wieder weiter?

In unserer Gesellschaft fehlt im allgemeinen das Bewusstsein für das Yin – wie man in Fernost sagt. Also für das scheinbare „Nichtstun“, wir nennen es das Nachspüren.

Nachspüren bedeutet in Dich hineinspüren, horchen, fühlen.

Ohne eine Aktivität im Außen (auch kein Yoga oder eine Meditation). Es geht darum das Erlebte in Dir nachschwingen zu lassen und Dein Jetzt Zustand körperlich und emotional wahrzunehmen.

Diese Zeit der Untätigkeit ist sehr kostbar. Wenn Du Dir diese Zeit gönnst, dann hat Dein gesamtes System die Gelegenheit, die vorherigen Erfahrungen zu verarbeiten.

Erst im Nachspüren, merkst Du, wie Erfahrungen auf Dich gewirkt haben.

Nachspüren = Entschleunigung

Wir wurden konditioniert auf schnelle Befriedigung. Der normale Mensch an sich ist nicht sonderlich weitsichtig. Er denkt an den Spaß im Jetzt und nicht an die Auswirkung für die Zukunft.

Doch ob uns etwas gut oder nicht gut tut, dass merken wir erst hinterher – natürlich nur, wenn wir uns dafür die Zeit nehmen.

So schmeckt die Buttercremetorte vielleicht sehr lecker, bereitet aber im Nachhinein Bauchschmerzen. Schneller Sex mag im Moment orgastisch sein, doch die fehlende Herzverbindung hinterlässt ein fades leeres Gefühl.

Nehmen wir uns nicht die Zeit, unwohle Gefühle wirklich zu spüren, dann jagen wir gleich zur nächsten Kompensation. Wir werden diese Erfahrung wiederholen, obwohl wir am Rande sogar kurz bemerkt haben, dass es uns nicht gut tat.

Wenn Du Dir Zeit zum Nachspüren nimmst, dann kannst Du diese Erfahrung fühlend verarbeiten und wirst nächstes Mal anders handeln. Der Unterschied liegt im Spüren. Wir lernen nachgewiesen durch gefühlte Erfahrungen. Daher kannst Du noch soviel WISSEN über die ungesunden Zutaten von Nahrungsmitteln, doch Dein Essverhalten wird sich erst nachhaltig ändern, wenn Du SPÜRST, was diese Zutaten in Dir bewirken.

Entschleunigung mit Nachspüren ist kostbar:

  1. Deine Milz bekommt die Ruhe, die sie braucht und Du stärkst Dein Immunsystem
  2. Du kommst zurück in Deine Mitte und sorgst für Erdung
  3. Du schaffst Ressource und tankst Kraft für die nächste Yang-Welle
  4. Du bringst Deine männliche und weibliche Energien in Einklang
  5. Schöne Erlebnisse werden voll ausgekostet

Nimmst Du Dir diese Zeit nicht, dann entgehen Dir wichtige Informationen, die Dir Dein System geben möchte. Nach schönen Erlebnissen beraubst Du Dich selbst der vollen Auskostung eben dieser jener. Wenn Du gleich mit dem nächsten Erleben weitermachst, dann hetzt Du auch innerlich von einem zum anderen ohne wirklich bei Dir anzukommen.

Es kann sein, dass Dir noch ungesunde Glaubenssätze und Überzeugungen im Weg stehen, Dir diese Zeit für Dich zu gönnen. Vielleicht denkst Du, dass Du nur etwas wert bist, wenn Du arbeitest und etwas leistest. Das wäre nicht verwunderlich, denn in unserer Leistungsgesellschaft wird uns schon früh vermittelt: Wer rumliegt ist faul und liegt den anderen auf der Tasche.

Falls diese Gedanken bei Dir hochkommen, wenn Du Dir Zeit zum Nachspüren nehmen möchtest, dann braucht es erstmal eine Werteverschiebung in Dir. Ein Bewusstsein dafür, dass diese Zeit des „Nichtstun“ kostbar ist. Im Endeffekt bist Du viel leistungsfähiger und effektiver, als wenn Du sie Dir nicht gönnst. Denn das endet heutzutage bekanntlich oft im BurnOut und allgemeiner Unzufriedenheit.

Auch im Sinne des Kreationsbewusstseins ist Entschleunigung sinnvoll

Während des Nachspürens, lässt Du dem Universum Zeit für Dich zu arbeiten. In der AtemPause kannst Du Dich mit Deiner Seele verbinden. Dein Herz wird Dir neue Impulse für die nächste Geschäftigkeit geben. Wenn Du in dieser Verbindung bist, fließt Dein Leben wie ein ruhiger Fluß: Von einem passenden Ereignis zum nächsten.

entschleunigung

Ja und wie geht jetzt das Nachspüren?

Zuerst: Anhalten und mit der Aufmerksamkeit zurück zu Dir. Der Schlüssel dafür ist, mit der Aufmerksamkeit zu Deiner Atmung zu gehen und zu SEIN.

Wenn Dir das grundsätzlich schwerfällt, dann ist es sinnvoll erstmal eine Übung zu machen, die Dir hilft in Kontakt mit Dir selbst zu kommen. Wir haben dafür z.B. die Atemvitalisierung entwickelt.

Es kann auch helfen, Dir (beim bewussten Atmen) folgende Fragen zu stellen:

  • Was sagt mir gerade mein Bauchgefühl?
  • Was hat mich in den letzten Stunden gestresst?
  • Wo fühle ich Verspannungen?
  • Ist mein Kiefer locker?
  • Was ist meine aktuelle Lernaufgabe?
  • Spüre ich meine Herzensverbindung?

Bei unwohligen Gefühlen ist Dein Einsatz gefragt, diese „durchzufühlen“, d.h. während des Wahrnehmens bewusst zu atmen und damit zu SEIN.

Nach schönen Erlebnissen kannst Du die Erfahrungen auch nochmals vor Deinem inneren Auge abspielen und Deine Körperempfindungen dazu genießen.

Schaffe Dir täglich kleine Zeitfenster von 5-10 Minuten in denen Du Dir den Raum dafür nimmst

Zum Beispiel:

  • nach dem Essen (besonders wenn Du Deine Essgewohnheiten umstellen möchtest)
  • vor dem Schlafen
  • nach einem Film
  • zwischen den unterschiedlichen Tätigkeiten (nach dem Sport, nach einer Arbeitswelle, nach der KinderZeit, nach der PaarZeit…
  • nach einem inneren Prozess

längere Zeitfenster von 1/2 bis 1 Tag solltest Du Dir einrichten:

  • nach dem Urlaub
  • nach intensiven Heilprozessen
  • nach intensiven Arbeitswellen (wenn Du selbstständig bist, weißt Du was wir meinen)
  • nach längeren Besuch von Verwandten oder Freunden

besonders wichtig – aber eine Herausforderung – ist das Nachspüren bei:

  • einem „Drama“
  • einer schlechten Nachricht
  • Konflikten

Wir leben in einer Welt der völligen Reizüberflutung. Überall wird nach unserer Aufmerksamkeit gefordert. Facebook, Nachrichten, Werbung und auch dieser Blog hier: Alles möchte Deine Aufmerksamkeit: Deine Energie!

Besonders wenn Du Dich überflutet, überfordert oder müde fühlst, frage Dich wieviel Aufmerksamkeit hast Du Dir in den letzten Stunden selbst gegeben?

Am besten beginnst Du sofort, machst Dein Handy oder Computer aus und holst Dir Deine Energie wieder zurück zu Dir. Atme und schenke Dir selbst die Aufmerksamkeit, die Du Dir sonst von Deinem Partner, Deinen Kollegen und Mitmenschen wünschst.

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Liebe Medi,
    dieser Beitrag spricht mir sehr aus dem Herzen! Seit einiger Zeit bin ich in er Phase angekommen, dass ich bewusste Innehaltezeiten mir nehme und mit gutem Gefühl Gelegenheiten zu mich ansprechenden Aktivitäten vorübergehen lasse, ohne sie zu nutzen. Das war als Jugendliche und junge Erwachsene unmöglich. Je mehr Input, um so lebendiger fühlte ich mich. Meine Theorie ist, das es in verschiedenen Lebensphasen um unterschiedliche Dinge geht, die zu integrieren und zu lernen sind – und von daher ist auch der Erlebnishunger in jungen Jahren und die damit einhergehnenden kurzen „Verdauungsphasen“ genauso wichtig wie später die Umstellung auf Qualität statt Quantität der Erlebnisse…

    1. Liebe Susanne,

      Oh wie schön, dass Dir mein Beitrag aus dem Herzen spricht! Es bestätigt mein Gefühl der Notwendigkeit, solche Wahrheiten mit meinen Worten mitzuteilen;-)
      Aus eigener Erfahrung mit unseren Kindern und deren Lebenswegen, sehen wir auch, wie dankbar sie sind, dass wir mit ihnen auf eine gemeinsam erarbeitete, moderne Art diese Entschleunigung üben.
      Ich sehe und verstehe, dass es als Jugendlicher schwer ist, sich diese Zeit zu nehmen. Doch glücklicherweise auch dass, wenn die Bewusstmachung & Verarbeitung dieser „Erlebnishetze“ früh passiert, Stressmuster sich schon in jüngeren Jahren zeigen & lösen können.
      Das widerspricht aber nicht Deiner Theorie, dass jede Seele sich die nötigen Erfahrungen zu seiner Zeit aussucht. 🙂

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